Freitag, 24. Juli 2015

Zielvorstellungen der Bürgerinitative

"Was wir wollen"

 

Wir wollen den Bestand an historischen Bauten erhalten mit Respekt vor ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild.

Wir wollen, dass das Flair unserer Stadt erkannt wird, erhalten bleibt und behutsam entwickelt wird.

Wir wollen, dass die Architektur wieder Baukunst genannt werden kann und nicht nur Zwängen folgen muss zwischen Funktionalität und Rentabilität.

Wir wollen, dass gerade der soziale Wohnungsbau sich an den sozialen und ästhetischen Bedürfnissen der Bewohner orientiert und städtebauliche Akzente setzt im Einklang mit dem historischen Stadtkern.

Wir wollen nicht, dass die sehenswerte historische Stadt von banalen, ausdruckslosen und gleichförmigen Bauten aufgefressen wird! Diese ungestaltete Architektur bringt keine Sehenswürdigkeiten hervor.

Wir wollen, dass Gestaltungsprinzipien Anwendung finden im Einzelbau und im Stadtraum.

Wir wünschen uns, dass bei Sanierungsmaßnahmen und Neubauten wieder Haus-Persönlichkeiten entstehen.

Wir wünschen uns, dass Altbauten wieder ihren ursprünglichen Charakter erhalten durch Respekt auch vor Details wie Fenster, Türen und Schmuckelementen. Viele Altbauten in Schwäbisch Gmünd wurden durch unpassende Fenster und Fassaden „entpersönlicht“. Viele Neubauten haben keine Persönlichkeit, weil weder der Architekt seine Kreativität einsetzen kann, noch der künftige Bewohner Gestaltungsspielraum erhält. Eine große Zahl zeitgenössischer  Bauten folgt einem Entstehungskonzept, das schon vorhandene Planungsmuster, rationalisierte Produktionsprozesse und renditeoptimierte Vermarktung miteinander verbindet. Die Summe solcher Bauten ergibt keine Stadtpersönlichkeit, sondern verstärkt die schon 1965 von Alexander Mitscherlich beklagte „Unwirtlichkeit unserer Städte“.  Viele modern sein wollende Bauten und Stadtrandsiedlungen sind Klone eines Zeitgeistes, der nicht das menschliche Maß in den Vordergrund stellt. Sie altern deshalb auch nicht, sondern verrotten langsam und überschwemmen die Städte wie Plastikmüll die Weltmeere.

Hier ein Zitat von Brent C. Brolin, dem nichts hinzuzufügen ist:
"Der visuelle Facettenreichtum traditioneller Bauten bedeutete, dass sich dem Betrachter, je näher er herantrat, Schritt für Schritt einzelne Schichten des Ornaments in ständig kleiner werdendem Maßstab erschlossen. Da sich fortwährend Neues darbot, blieb das Auge beschäftigt und interessiert. Die ornamentlose Kahlheit moderner Architektur bereitet dem Auge selten lohnende Reize. Die modernen Bauten sind meist schon aus der Entfernung mit einem Blick zu erfassen ... Die Masse der einförmigen Kuben, langgestreckt oder hochaufragend, und der glatten, kahlen, mit ihrer starren Abfolge alternierender Wand- und Fensterbänder, beliebig ausdehnbaren Wandflächen, ausdruckslos und ohne Individualität. Hat man einige von ihnen gesehen, hat man sie alle gesehen. Nichts reizt dazu näherzutreten, genauer hinzuschauen, und so schauen die meisten auch nicht mehr hin."

[1] Brolin, Brent C. "Das Versagen der modernen Architektur", Ullstein Sachbuch 1976, S. 37

Deshalb brauchen wir eine Satzung, die richtungsweisend ist
  1. für die Erhaltung vorhandener Bausubstanz
  2. für die Wiederherstellung der ursprünglichen Fassaden nach Veränderungen in der jüngeren Vergangenheit
  3. für die Gestaltung neuer Gebäude im Kontext des Stadtbildes

Zu 1.:
Erhaltung ist in jedem Fall einem Abriss vorzuziehen.
Nutzungskonzepte integrieren die vorhandene Bausubstanz

Zu 2.:
Anstehende Sanierungsmaßnahmen berücksichtigen das ursprüngliche Erscheinungsbild in allen Elementen (Material, Farbe, Fenster, Türen, Dachformen und Schmuckelementen)

Zu 3.:

Neubauten in Baulücken und noch vorhandenen Brachen setzen moderne wertige Akzente im Stadtensemble.
Neubebauungen an der Stelle abgegangener Bauwerke übernehmen deren Stellenwert im Stadtbild: Sie ordnen sich ein in das Ensemble der umgebenden Fassaden, sie übernehmen die Funktion des Blickankers im Straßenverlauf falls nötig in der passenden Dimension und mit evtl. möglichen Zitaten.

Die Stadtpersönlichkeit von Schwäbisch Gmünd muss bei allen Baumaßnahmen respektiert, gewürdigt und weiterentwickelt werden, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung zu ermöglichen.

Merkmale der Stadtpersönlichkeit von Schwäbisch Gmünd
sind (unvollständig):
  • Stauferstadt
  • Hl.-Kreuz Münster im Zentrum (eines der wertvollsten Gebäude der süddeutschen Sondergotik)
  • Reichsstadt
  • Barockstadt
  • Gold- und Silberstadt
  • Stadt berühmter Künstler (Parler, Baldung, Ratgeb, Leutze, Fehrle, Pleuer u.a.)
  • Stadt mit einer lebendigen Erinnerungskultur
  • Stadt mit einem bürgerschaftlich geprägten Vereins- und Kulturleben
  • Stadt mit einer ausgeprägten Willkommenskultur
  • Hochschulstadt mit den Schwerpunkten Pädagogik und Gestaltung

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